Eine schmutzige Hochwasserflut umspült die Uferbehausungen an der Donau bis zu den Fenstern. In der Kramesau haben die Leute ihre Bettstatt in der Dachkammer aufschlagen müssen. Der Seppenhans wälzt sich unruhig auf dem Strohsack. Er ist ganz verzagt, denkt er daran, daß durch Stube, Stall und Kammer die Donau fließt. Schon zum zweiten Male innerhalb kurzer Zeit hat sie die Flut heimgesucht. Lange müssen sie wieder rackern und sparen, bis sie sich von den Wasserschäden erholt haben werden. Plötzlich hört er ein Bimmeln. Hat denn jemand an der Türglocke gezogen? Doch bei dem hohen Wasserstand watet ja keiner um das Haus. Außerdem steht die Haustüre sperranglweit offen. Wiederum schlägt das Glöckchen an, zuerst nur leicht, dann mehrmals laut. „He, Weib, hörst nit, da läut wer!“ ruft er seiner Ehefrau zu und rüttelt sie wach. „Nit möglich“, meint sie schlaftrunken. Im selben Augenblick schlägt aber das Hausglöcklein wieder an. Beide steigen die Stiege zum Hausgang bis zur Wasserhöhe hinab. Vom finsteren Gang hebt sich deutlich das helle Geviert der offenstehenden Haustüre ab. Aber niemand steht davor. Hans ruft. Keine Antwort kommt zurück. Nur das Plätschern des Wassers, das an den Wänden emporschlägt, ist zu vernehmen. Weil sich aber nichts mehr rührt, gegen sie wieder in die Dachkammer zurück. Oben angekommen, hören sie von neuem die Hausglocke läuten. Im Morgengrauen watet Hans zur Haustüre hinaus. Er traut seinen Augen kaum: Im Griff der Hausglockenzugstange hängt mit einem Fuß verhaftet eine hölzerne Heiligenstatue. Das Hochwasser hat sie irgendwo fortgetragen und beim Seppenhans angeschwemmt. Hans hebt sie aus dem schlammigen Wasser und trägt sie zu seinem Weib in die Dachkammer hinauf. Im Kerzenschein erkennen sie, daß es ein heiliger Johannes von Nepomuk ist. Als sich die Flut zurückzieht und alles wieder den gewohnten Gang nimmt, bricht Hans in der Mauer seines Hauses eine Nische aus. Dorthin stellt er die vom Hochwasser herangetragene Heiligenstatue. Die Jahre verrinnen. Auf dem Penzenstein errichten die Leute der umliegenden Dörfer eine Holzkapelle. Sie soll dem Patron der Schiffsleute, dem heiligen Nepomuk, geweiht sein. Als Andachtsbild wird die Statue vom Seppenhanshäusl erkoren. Hans ist gern bereit, seinen Heiligen in die Kapelle zu bringen. Doch wer hätte gedacht, daß die Entfernung des heiligen Nepomuk aus der Kramesau für die Uferleute Unglück über Unglück bringen könnte. Als die Not kein Ende nehmen will, holt Hans seinen Nepomuk wieder heim. Von dem Tag an wendet sich in der Kramesau alles wieder zum Guten. Hans, dem daran liegt, daß ihm der Heilige nie mehr entführt werde, läßt die Holzstatue mit Ketten in die Mauernische fesseln. Die Holzkapelle auf dem Penzenstein verfällt. Ein alter Graubart sammelt die Bretter und rackert sie mühsam zu seiner Hütte heim. Des anderen Tages liegt er tot im Stroh. Weil er sich aber die Kapellenbretter so mühsam heimgebracht hat, beschließen seine Nachbarn, ihm daraus die Totentruhe zu zimmern. Kaum deckt den Alten der Friedhofsrasen, kehrt auf dem Penzenstein eine nächtliche Unruhe ein. Bald humpelt dort eine krumme Gestalt mit einer Laterne, dann schwirren wieder Funken und Flammen umher. Niemand mehr getraut sich zur nächtlichen Stunde in die Umgebung des Felsens. Eines Tages fassen mutige Männer ein Herz und beginnen in der Nähe den Bau einer Kapelle aus den umherliegenden Steinblöcken. Die Arbeit ist bald beendet. Seit die Kapelle geweiht ist, ängstigt kein Spuk mehr die Menschen in den Dörfern beim Penzenstein. Der Penzenstein liegt in der Ortschaft Großmollsberg in der Gem. Rannastift (Heute Gemeinde Neustift i.M.). In unmittelbarer Nähe des Penzensteins steht eine Kapelle mit einem Türmchen. Sie stammt aus dem Ende des 19.Jh.