Einst zogen von Passau die Mönche zu den einsamen Siedlungen im Nordwald, um den Menschen den wahren Glauben zu verkünden. Der Böse erhielt Kunde von der Bekehrung vieler Waldbewohner. Er fluchte dem Passauer Bischof und all den frommen Menschen in der Stadt der drei Flüsse. Die Glaubensboten waren ihm verhasst. In mondhellen Nächten dass er hoch oben auf dem Penzenstein und stierte wutentbrannt gegen Passau hin. Eines Nachts aber polterte er schadenfroh lachend die Donauleiten hinab. Er hatte ei-nen Racheplan in den langen Nächten da oben ausgeheckt: „Ertränken will ich die ganze Stadt samt ihrem Bischof, dann kann von dort niemand mehr ins Wald-land laufen und mir die Seelen abspenstig machen!“ Halblaut vor sich hinki-chernd, sagte er immer wieder: „Eine Mauer, eine Mauer – ja, die muss ich bau-en! Von einem Ufer zum andern muss eine Mauer die Donau absperren! Und die Flut muss so lang steigen, bis Passau darin verschwunden ist.“ Als die erste stockfinstere Nacht anbrach, rief der Höllische die kleinen und gro-ßen Teufel herbei. Sie mussten vom Pfeifenstein, der gegenüber Engelhartszell ans Stromufer vorspringt, Steinquader absprengen und auf bloßem Rücken stromaufwärts schleppen. An der engsten Stelle oberhalb des Ortes aber stand der Fürst der Finsternis breitbeinig im Wasser. Stein um Stein türmte er überein-ander, uns bald erhob sich eine gewaltige Mauer aus dem Strom. Doch so sehr sich die Teufel auch abrackerten, es bedurfte noch vieler, vieler Steinblöcke. Weil ihnen die Arbeit ungewohnt war, ermüdeten sie bald, Unaufhörlich trieb sie ihr Meister an. Sie schwitzten und stöhnten, aber er war mit ihrer Arbeit ganz und gar nicht zufrieden. In der Mitte der gewaltigen Mauer klaffte noch immer ein großes Loch, durch das die Fluten der Donau brausten. Um aber Passau unter Wasser setzen zu kön-nen, musste auch diese Öffnung verriegelt werden. Ein einziger gewaltiger Fels-block sollte dazu genügen. Der Höllische trieb seine Helfer zur höchsten Kraft-leistung an. Sie rissen nun den allergrößten Brocken, den sie gemeinsam zu tra-gen imstande waren, vom Pfeifenstein und schleppten ihn durch die Fluten auf-wärts der Öffnung zu. Indes begann im Osten der Morgen leicht zu dämmern. Von Engelhartszell her gellte der erste Hahnenschrei. Das Krähen fuhr den Höl-lensöhnen derart durch Mark und Bein, dass sie vor Schreck den Felsbrocken kurz vor dem Ziele in den Strom fallen ließen. Mit einem Wutschrei stürzte sich ihr Herr in die Donau – seine Helfer folgten ihm, jämmerlich heulend, zur Hölle. Mit der Zeit rissen die Fluten die Mauer nieder, nur der große Felsklotz blieb in der Mitte des Stromes liegen. Heute noch ragt er, fest verwachsen mit dem Donaugrund, wie ein Brückenpfeiler über das Wasser und heißt Jochenstein. In finsteren, stürmischen Nächten hockt der Böse auf dem Pfeifenstein und heult noch immer voll Wut, weil ihm sein Werk damals misslungen ist. Dabei gerät er oftmals so in Zorn, dass seine Ausbrüche wie ein Pfeifen bis Engelhartszell über die Donau vernehmbar sind.
Aus der Donau ragt nahe der Westgrenze des Bezirkes Rohrbach eine mächtige Felsgruppe, die als Jochenstein bezeichnet wird. 1950 bis 1955 wurde oberhalb des Jochensteins die Donau in ihrer gesamten Breite durch eine Steinmauer abgesperrt. Das Donaukraftwerk für den Namen Jochenstein-Kraftwerk. Als Hindernis der Schifffahrt auf der Donau gab der Jochenstein in alter Zeit Anlass zur Sagenbildung.